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04.10.2016

Der Totentanz ist wieder voll im Gange

​Der Totentanz hat seinen Ursprung in mittelalterlichen, allegorischen Darstellungen, in denen vom Herrscher bis hin zum niedrigsten Stand je eine Person in stereotyper Gestaltung auf den Tod trifft.

Das Stück zeigt die Gleichheit aller Menschen vor dem Tod – weder die Reichen noch die Jungen werden verschont. Aber es wird auch die Allgegenwärtigkeit des Todes ins Gedächtnis gerufen, denn „jedermann muss einmal sterben, nichts ist gewisser als der Tod“. 7 Personen, die als Sinnbilder für fehlgeleitete Sehnsüchte der Menschen stehen, treten in einen Dialog mit dem Tod. Diesen hat Gott auf die Erde geschickt, um die Menschen, die sich immer mehr von ihm abwenden, zu holen und so die Ordnung wieder herzustellen. Die Menschen, die durch Habgier, Macht, Streitsucht und Überfluss verblendet sind, erkennen nicht gleich mit wem sie es zu tun haben. Sie alle „tanzen“ dem Gericht Gottes entgegen und reagieren auf den Tod auf sehr unterschiedliche Weise. Es scheint, als ob sie zumindest im Augenblick des Todes ihr Leben überdenken und neu bewerten.

Das Schauspiel ist einerseits mit ans Mittelalter angelehnte Kleiderformen und Symbolfarben sowie der altertümlichen Sprache ein historisches Stück, andererseits versuchen Schauspiele Kauns mit einer modernen Kostüm-, Kulissen- und Musikgestaltung und einem etwas anderen Tod den Brückenschlag in die Gegenwart.

Die 7 Figuren begegnen uns tagtäglich in unserer modernen Welt des 21. Jahrhunderts: der Bettler, der in der Kälte in der Maria-Theresienstraße sitzt und die vorbeispazierenden Menschen um Geld anbettelt; die Mutter, die mit ihren Kindern aus einem fremden Land flüchtet und alles tun würde um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen; die habgierigen und geizigen Menschen unserer Zeit, die glauben sich mit Geld alles kaufen zu können; Weltkonzerne, die sich auf Kosten anderer bereichern…

Passend in die österliche Zeit regt dieses Theaterstück zum Nachdenken an. Denn der Tod ist unberechenbar und kommt zu allen Menschen, er ist der Herrscher der Welt. Er kennt kein Alter, kein Geschlecht, keinen Stand. Er führt die Menschen aus dem Leben, ohne vorher zu fragen, ob sie zum Sterben bereit sind. Vielleicht mahnt es uns auch zum Innehalten und Diskutieren über das Leben und die Dinge, die es wirklich lebenswert machen.

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